Nach einer kurzen Aufwärmübung stellt uns Pike ihre Bachelorarbeit zum Thema Vaterschaft und Männlichkeit vor. Theoretisch begründet ist ihre Arbeit in den Theorien von Pierre Bourdieu, Raewyn Connel und den ,Vaterbildern´ von Weber (s. Handout von Pike). Die empirische Datenbasis ihrer Arbeit bilden drei transkribierte Interviews mit jungen Vätern, die Pike über ein psychoanalytisch orientiertes Verfahren, das einen methodischen Transfer von psychoanalytischem Denken auf sozialpsychologische Fragestellungen versucht, ausgewertet hat. Zum besseren Verständnis der qualitativen Datenerhebung lesen wir unter der Fragestellung, was sie uns über das Verhältnis der Väter zu ihrem Beruf, zum Kind und zur Paarbeziehung sagen, in zwei Gruppen in verteilten Rollen (Interwiewer_in und Interviewter) Ausschnitte der transkribierten Texte. In einer anschließenden gemeinsamen Auswertung zeichnen sich zwei ,Typen´ von Vätern ab: "Vorzeigepapa" L., der beim zweiten Kind selbst ein Jahr Elternzeit nimmt und der sich nicht im "klassisch-männlichen Rollenbild" verortet und C., bei dem das Gefühl aufkommt, dass sein Fokus stark beruflich orientiert ist, da das Thema in seinem Interview einen viel größeren Raum einnimmt, als Partnerin und Kind. Es wird deutlich, dass beim Lesen eigene Erfahrungen und Gefühle einfließen, die Thesenbildung und Interpretation der Aussagen beeinflussen. In der abschließenden Diskussions- und Fragerunde kommen verschiedene Diskussionspunkte auf, die im Folgenden zusammengefasst aufgezählt werden. Subjektivität/ Objektivität: Sind qualitative Arbeiten subjektiver als quantitative Arbeiten? Sind quantitative Methoden (auch) nur scheinbar objektiv? Inwiefern fließen Lebensgeschichte, Gefühle und Erwartungen der Auswertenden in die Hypothesenbildung und Interpretation der Interviews ein? Wie kann eine eigene Erfahrungen einbeziehende, subjektive Herangehensweise nutzbar gemacht werden, um eine möglichst objektive Betrachtungs- und Interpretationsweise herzustellen? Ist dieses anfangs subjektive "Sich Einlassen" auf die Aussagen der Interviewten vielleicht sogar Voraussetzung zur Herstellung von größtmöglicher Objektivität? Datenerhebung- und Auswertung bei qualitativen Methoden: Wie viele Fallstudien sind nötig? Wie unterscheidet sich der Anspruch einer qualitativen Arbeit von einer Arbeit, die auf quantitativer Datenerhebung beruht? Was sind Vor- und Nachteile von der Arbeit mit transkribierten Texte? Und in der nächsten Woche beschäftigen wir uns noch mal mit dem Thema Diagnostikkritik anhand des Textes von Ulrike Borst.