Die Gäste kommen! Tipps für das Beherbergen von Reisenden Grundeinstellung: Nix ist normal. Selbstverständlichkeiten gibt's im globalen Maßstab nicht. Jede Kultur und Gesellschaftsschicht hat andere "Selbstverständlichkeiten". Konflikte sollten daher nicht persönlich genommen, sondern als Anlass für einen möglicherweise spannenden Austausch von Werten und Normen genutzt werden. Gäste machen Aufwand. Der lohnt sich meist auch, da man Neues erfahren kann und ab und an den Spiegel vorgehalten bekommt. Allerdings gibt es schon ein paar Methoden, um diesen Aufwand zu verringern. Das ist eine Aufzählung von Wünschen oder Hinweisen zu einer einfachen Struktur, die sich nach langem Umherreisen als sehr hilfreich für das Integrieren von Fremden in neue Orte rausgestellt haben. Das kann je nach den Bedürfnissen der Leute abgeändert werden. Sie soll das Zusammentreffen von Reisenden und Sesshaften erleichtern und angenehm gestalten. Erster Kontakt * Dass BesucherInnen sich Anmelden ist wichtig und zeugt von Respekt gegenüber den Plänen und Tätigkeiten der Menschen vor Ort. Per Telefon und/oder Email klären: wer?wann?warum?woher? Es ist sehr unterschiedlich wie lange zuvor die Menschen Bescheid wissen wollen, manchen reicht es, am Vorabend Bescheid zu wissen, was am nächsten Tag passieren wird, andere planen ein halbes Jahr im Voraus. Nachfragen hilft. Ankommen und Ausruhen, Atmosphäre fühlen. Es ist nach langer Reise für viele Neuankämmlinge angenehm, einen Zeit lang in Ruhe gelassen zu werden. Andersrum müssen sich die EinwohnerInnen an die BesucherInnen gewöhnen und brauchen manchmal erstmal etwas Zeit zum "Beschnuppern". Den Kontakt langsam und geduldig angehen ist immer besser, als rumzuflitzen und die Anwesenden gleich mit Fragen zu bedrängen (die dann meist sowieso eher flüchtig und unbefriedigend beantwortet werden). Den neuen Ort kennenlernen Praktisch sind extra für BesucherInnen angelegte Informationshilfen in schriftlicher Form: *Handbuch zu Nutzung des Ortes mit Regeln etc. *Aufgabenübersichten: was ist wo zu tun und wer ist AnsprechpartnerIn? *Kostenübersicht (Essen und Infrastruktur): an wen/wohin muss ich wieviel zahlen oder beitragen? *Pläne, Projekte und Möglichkeiten des Ortes kennenlernen, Materialbedarfliste lesen BewohnerInnen und soziales Leben kennenlernen Auch hier sind praktische Hilfen in schriftlicher Form sinnvoll, um sich nicht dauernd den Mund fusselig zu reden: *ein Zettel mit "Wünsche über das Zusammenleben": Wie sieht hier der Tagesablauf aus, was ist total daneben, wie wird der Umgang miteinander gestaltet? *Liste "Ressourcenpool", was für Gegenstände können von allen genutzt werden? Und ggf. eigene Eintragungen vornehmen. *Treffen für freiwillige Aufgabenkoordination und Neuigkeitenaustausch organisieren: neue Leute in alle Aufgabenbereiche schnuppern lassen, wenn okay. *Abendkreise für emotionalen Austausch und zum Beispiel Rollenreflektion (in welches Verhalten verfalle ich als Weißer, Mann, Frau, Mutter, Akademiker, Freak und wie wirkt das auf andere? etc.) unter den Gästen und mit allen zusammen, um gegenseitiges Verständnis zu fördern und Konflikten vorzubeugen bzw. sie zu lösen. Gast oder BesucherIn? Es gibt unter Menschen mit reisendem Lebensstil (Neo-nomadism) eine gewisse Abneigung, sich als "guest/Gast" zu bezeichnen. Das hat den Grund, dass "Gast" oft als passive Rolle verstanden wird. Als Gast wirst du meist bedient, bewirtet und hast aber auch nix zu sagen. Gewünscht ist jedoch ein gleichberechtigtes Verhältnis, wo die_der Besucher_In in den Alltag und in alle Aufgaben integriert wird und eigene Ideen und Bedürfnisse einbringen kann. Die Sprachbarriere Wenn Du reist, um mit Anderen etwas zu lernen, dann wirst Du unter Umständen auf Menschen treffen, die nicht dieselbe Sprache sprechen wie Du. Sich zu verstehen ist wichtig für einen fruchtbaren Austausch und für eine gute Stimmung. Daher habe ich ein paar Tips zusammengestellt für schwierige Situationen: +finde vor dem Zusammentreffen heraus, wie die Sprachsituation ist. Vielleicht findest du ÜbersetzerInnen, die dabei sein können und helfen? +nimm dir Zeit, keine Hektik! +sei geduldig +sprich langsam +trenne deutlich deine Wörter voneinander, damit du besser verstanden wirst +spreche klar und deutlich +nutze kurze Sätze +nutze einfache Wörter +mache Pausen und gibt Zeit zum Wiederholen oder Fragen stellen +ahme den Akzent der anderen Person nach ohne dass er oder sie sich veralbert fühlt +sei kreativ beim Erklären und Umschreiben von Wörtern +nutze ein Wörtebuch oder www.dict.leo.org +nutze deine Körpersprache und Mimik und Gestik, schauspielere! +schreibe Wörter auf +lasse deinen Frust übers gegenseitige Unverständnis nicht an der Person aus, die nix versteht. Das erzeugt nur mehr Barrieren und eine schlechte Stimmung. +nimm es mit Humor +versuche, zu vertrauen Diese Liste kannst Du vor Deiner Reise in die jeweilige Sprache übersetzen und Leuten zeigen, mit denen Du reden willst. Wenn Du Dich auf die Reise vorbereitest, kannst Du Dich an den Klang der neuen Sprache schon mal gewöhnen, indem Du Musik aus der Region hörst, in ein Grammatikbuch reinschaust, einen Film in jener Sprache schaust und ein wenig im Internet surfst