Kritischer Internationalismus (World Cafe)

Eine wichtige Frage in der Diskussion war die nach den Gründen des Bruches im internationalistischen Agieren der radikalen Linken und den daraus abgeleiteten Perspektiven. Beobachtet wurde (in Deutschland) die Verlagerung von utopisch angelegten globalen Weltrevolutionsgedanken zu reinen Abwehrkämpfen. In den 70er/80er Jahren hätten sich ca. 2/3 der Welt in Befreiungskämpfen befunden, heute ließe sich eher subtile Abhängigkeit statt direktem Kolonialismus beobachten. Dies führe zu erschwerter Vermittelbarkeit, wie es woanders sei und was dies mit uns zu tun habe. Ausführungen hierzu liefen Gefahr, in einem moralischen Appell zu münden.

Als wichtig wurde es deshalb erachtet Parallelen zu eigenen Kämpfen herauszuarbeiten, um dadurch bessere Vermittelbarkeit zu erreichen. Es wurde als erstrebenswert und hilfreich gesehen, Menschen, die hier im Exil leben, in „unseren“ Strukturen willkommen zu heißen und einzubinden. Die positiven Bezugspunkte sollten hierbei nicht nationale Befreiungsbewegungen, sondern Organisierungsprozesse von unten, also Basisgruppen und -organisationen (z.B. bäuerliche Bewegungen) oder globale Proteste gegen WTO, IWF Programme etc.) sein.

In der Diskussion wurde argumentiert: „30 Millionen Hungertote jährlich und 1 Million Slumbewohner_innen sollten endlich wieder zur Herausforderung werden“. Jede_r müsse das Recht auf ein gutes Leben haben, alle Menschen sollten gleich viel wert sein.

Im Diskurs sollte es nicht um die Begrifflichkeit „Internationalismus“ und ihre vorherrschende Definition gehen, sondern um gelebte globale Solidarität. Kategorisierungen z.B. Anti-Imp ↔ Anti-Deutsch könnten sich über die Konkretisierung einzelner Themen (Was bedeutet der Konflikt für die Menschen vor Ort?) in Richtung konstruktiver Auseinandersetzung entwickeln. Hinterfragt wurde die Fokussierung auf bestimmte Konflikte (z.B. Nahost).

Um kontinuierlichen Austausch zu erreichen, müssten zunächst Strukturen aufgebaut werden. In der heutigen Zeit seien hier die technischen Möglichkeiten viel besser als früher. Eine wichtige Fertigkeit in der globalen Zusammenarbeit seien Sprachkenntnisse.