Tuschelrundenergebnisse von 1. Tag

Der erste Tag wurde allgemein positiv empfunden und es wurde mehrfach angemerkt, dass dies nicht die letzte Zusammenkunft dieser Art gewesen sein sollte. Für viele war es ein positives Erlebnis in den Diskussionen auf einen breiten Konsens zu bestimmten Fragestellungen und Kritikpunkten zu stoßen. Vermisst wurde hingegen eine gewisse „revolutionäre Ungeduld“, die sich gegenseitig beflügelt und anstachelt.

Häufig gab es in der Selbstreflektion positive Bezüge zu der These, Abgeschlossenheit sei gegen Offenheit einzutauschen, unsere Strukturen für andere zu öffnen, um darüber „mehr“ zu werden. Die Unterscheidung zwischen „wir“ und „ihr“ wurde als verbreitete Grundeinstellung wahrgenommen. Daran fand sich erhebliche Kritik, da Gesellschaftsveränderung nur durch Kommunikation mit den „Anderen“ möglich sei. In diesem Zusammenhang stellte sich die Frage nach der Bedeutung von Subkultur und sukultureller Praxis für „unsere“ Politik und die nach der Neubewertung des politischen Alltags.

In vielen Fragen schien es bereits praktische Erfahrung und Lösungsansätze zu geben, die allerdings oft nicht als „Ideallösung“ betrachtet wurden, sondern als aus der „Not“ heraus entwickelt. Hier fielen in der Diskussion städteübergreifende Parallelen auf.

Das Kollabieren der dissent-Strukturen nach dem G8-Gipfel wurde ausdrücklich bedauert. Es wurde berichtet, dass Gruppen ob dieses Zustandes als „Notlösung“ in Strukturen der Interventionistische Linken (IL) eingestiegen seien. Eine Bundesweite dissent-Struktur wurde als wünschenswert erachtet. An dieser Stelle kam die Frage auf, ob Kritik an autonomer Organisierung automatisch in die IL führen müsse.

Die Wichtigkeit von eigenen Medien wurde herausgestellt und ein autonomes, lokales Zeitungsprojekt für wesentlich erachtet. Die Zielgruppe eines solchen Projekts, sowie seine inhaltliche Ausrichtung und Erscheinungsform wurden als offene Fragestellungen betrachtet.

Die Methode World Cafe fand sowohl Zustimmung, als auch Kritik. Als positiv wurde die Möglichkeit bewertet, viele verschiedene Diskussionen mitzubekommen. Dadurch jedoch nur kurz in die verschiedenen Fragestellungen reinzuschnuppern und nicht vertiefend diskutieren zu können, wurde als negativ wahrgenommen. So wurden dort viele interessante Themen angerissen und Fragen aufgeworfen, die jedoch nicht vertieft werden konnten. Hier wurde angemerkt, dass als alernative Methode Open Space in Frage käme, um ständige Unterbrechungen zu vermindern.

Für den morgigen Tag wurde zum Einen eine vertiefende Diskussion an einzelnen Themen gewünscht, aus der dann möglichst konkrete Ansätze hervorgehen mögen. Zum Anderen bestand das Bedürfnis nach einem gemeinsamen großen Schritt, ohne sich in Detailfragen zu verlieren.

Glossar:

Open Space: in einem Open Space sollen alle Teilnehmer_innen beliebige Themen einbringen und in beliebigen, sich verändernden Konstellationen diskutieren können. Dafür werden in einer Eröffnungsrunde zunächst Themen gesammelt und dann in Kleingruppen in verschiedenen Räumen oder in verschiedenen Ecken des selben Raums diskutiert, wobei die Teilnehmer_innen gemäß des “Gesetzes der zwei Füße” nur solange in einer Gruppe verweilen, wie sie es für sinnvoll erachten und jederzeit zu einer anderen Gruppe wechseln können, um dort in die Diskussion einzusteigen.