Lernbegleiter_in im „echten Leben“

Inhalt

Vorstellungsrunde

Input Anke Caspar Jürgens zur Struktur des Schulsystems

(s. Plakate)

  • Verhältnis: Politik – Staat – Eltern – Kind
  • Schulpflicht und Schulzwang

In der großen Mehrheit der deutschen Bevölkerung gibt es die Grundüberzeugung und gilt als Tatsache, dass Schule unverzichtbar ist, weil Kinder in der Regel ab einem gewissen Alter freiwillig nicht lernen – wie die Erwachsenen aus ihrer eigenen Schulzeit wissen und bei den Kinder erleben. Dass Kinder von sich aus lernende Wesen sind und dies bleiben, sofern ihre Lernbedingungen ein Lernen in Beziehung und in Freiwilligkeit zulassen, ist in Deutschland so gut wie unbekannt wie auch, dass es in Deutschland den durch Hitler eingeführten faschistische Schulzwang in anderen Demokratien weltweit nicht gibt (ausgenommen in Schweden, seit 2011). Selbst die östlichen Länder warfen mit der Diktatur auch den Schulzwang ab, zuletzt die Slowakei, 2008.
Politiker/ Kultusminister_innen sind an ihrer Wiederwahl interessiert.
Ihre Wähler, geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen mit dem autoritären Schulsystem, sind von der Notwendigkeit des Schulzwangs überzeugt– selbst wenn sie seinerzeit selbst darunter gelitten haben oder ihre Kinder darunter leiden, denn die Kinder würden ja freiwillig nicht lernen wollen. Dem Wählerwunsch zuliebe setzten also die Politiker und ihre Behörden (u.U. trotz besseren Wissens) alles daran, dass der Schulzwang erhalten bleibt. So versanden alle ernsthaften Reformansätze m Sand. Schulbehörden verpflichten sowohl die Lehrer wie auch die Eltern peinlich genau auf die Einhaltung der Schulbesuchspflicht zu achten, Zensuren und Zeugnisse müssen erteilt und Kinder rauf und runter sortiert werden usw. Die Lehrer wollen vielleicht die Kinder individuell fördern, müssen aber die Verteilung der Zensuren 1 bis 6 einhalten und Aufsteiger und Sitzenbleiber produzieren. Die Eltern leben im Zwiespalt, sie möchten ein glückliches Kind müssen aber Schulbesuch wie auch Hausaufgaben usw. dem Kind gegenüber durchsetzen. Ansonsten drohen ihnen Buß- und Zwangsgelder, Entzug des Sorgerechts bis hin zur Erzwingungshaft. Das Kind kann in die Psychiatrie oder in Fremdbetreuung verbracht werden. Mit anderen Worten, das Kind ist dem Erwartungsdruck des Kultusministeriums, dass es funktioniert über zwei Stränge ausgeliefert:, über seine Lehrer und seine Eltern. Gelingt es ihm nicht sich den schulischen Bedingungen anzupassen ist das Kind der Versager – nicht das Schulsystem. Daher ist überfällig, dass der Schulzwang durch eine vom Staat beaufsichtigte Bildungspflicht abgelöst und eine Vielfalt von Bildungsmöglichkeiten möglich wird.

Die (Temenos-)Lerngruppe / Die Familienschule

  • Temenos = geschützter Ort um herausfinden zu können, was ,man wirklich wirklich will, jenseits von Leistungszwang
  • Lernkreis: Kinder, Eltern, Lernbegleiter_innen, sogar Jugend- oder Schulamt können daran teilnehmen, denn die Entscheidungen werden ja im Konsens getroffen.
  • die Verantwortung für’s Lernen liegt vollständig bei den Lernenden.
  • Beispiel Tilmann (Buch: Tilmann geht nicht zur Schule)
  • Was müssen Kinder lernen? Müssen wir als Gesellschaft ihnen etwas vorgeben?
  • „Kinder wollen sich in die Umgebung integrieren, in die sie hineingeboren werden“
  • Homeschooler/Freilerner organisieren sich ebenfalls nach Bedarf in Lerngruppen. Die Mitglieder der Familienschulgruppe committen sich darüber hinaus für ihr gemeinsames, altersübergreifendes Lernen auf allen Ebenen. Das Lernen der Kinder bildet dabei nur einen der Schwerpunkte. Religiöse Homeschooler_innen sind eine Minderheit.
  • ob Homeschooling: Die tägliche Konfrontation mit den eigenen Kindern löst in der Regel die starre vorgegebene Stundenplanstruktur und den Dogmatismus in der Haltung der Eltern auf.
  • Wenn Kinder von Anfang an sie selber sein dürfen, entwickelt sich eine positive, anarchische Dynamik der kollektiven Selbstorganisation.
  • funktioniert nur, wenn die Menschen es wirklich wirklich wollen. Deswegen ist Staatsschule unverzichtbar für die Menschen, die innerhalb dieser angeordneten Strukturen bleiben wollen. Andere Formen nur dann, wenn sie von Eltern wirklich gewollt sind. Anke hatte als Lehrerin das Anliegen, dass Kinder ihre Potenziale entfalten können, während in der Staatsschule in der Regel verlangt wird, dass die Kinder sich an die vorhandenen Strukturen und Erwartungen anpassen und lernen auf ihre eigenen Bedürfnisse zu verzichten.. Deshalb hat sie sich im staatlichen Schulsystem als Störerin empfunden und sie deshalb verlassen.

Umgang mit dem Problem Schulpflicht

  • Eltern können ihre Kinder Frankreich, Spanien, Italien usw. als Homeschooler registrieren lassen, dies ist in England nicht erforderlich. In Polen und Österreich kann man mit den dortigen offenen Schulprojekten kooperieren, damit ihre Kinder als erste Voraussetzung nicht mehr der Schulpflicht in Deutschland unterliegen.
  • Situation in Europa: „stefanie musenja“ im Internet suchen.

Beispiel Temenos Lerngruppe

  • Erfahrungen mit einer freien Schule in Hamburg: „Die Eltern wollten, dass ihre Kinder spielten – aber bitte mit Abitur“, Konsensprinzip löste sich auf, es ging zunehmend darum, wer die bessere Pädagogik hat.
  • Sie begann die Lerngruppe ohne konkrete Vorstellung, wie das umzusetzen sei, ohne Expertwissen. Grundlage war der Konsens, wobei alle das ihnen Mögliche beitragen.
  • Begann im Umfeld einer Lebensgemeinschaft in Bayern, wo auch einer der ersen Bioläden Deutschlands und ein Modellkindergarten entstanden waren.
  • Die meisten sprangen ab, als sie hörten, dass es nicht eine genehmigte Freie Schule werden sollte, sondern eine Lerngruppe außerhalb der Legalität. Dieser Gruppe genehmigte die Kultusbehörde in Windeseile eine Montessori-Schule.
  • Drei Kinder blieben übrig, und Eltern und Kinder begannen „aus pragmatischen Gründen“ am ersten Schultag nach den Sommerferien mit der Lerngruppe. Lernzeiten wurden nach den Bedürfnissen (der Eltern) ausgemacht.
  • Es gab keinen Schulraum. Jedes Kind wollte gerne die kleine Lerngruppe bei sich zu Hause zum Lernen haben. Die Drei, zwischen 8 und 51/2-Jahren alten Kinder entschieden sich eigenständig und partnerschaftlich für einen der drei Orte.
  • Lernen. Lernatmosphäre, Regelung von Konflikten und Aushandlung der Wünsche und Bedürfnisse im Konsens als Grundlage.
  • Über das Lernen sprechen. Eröffnungsfrage: „Was willst du den lernen?“ Die Antworten Dokumentieren.
  • Was haben die Erwachsenen gelernt? Vor allem in gemeinsamen Projekten, Festen, selbstorganisierten Konzerten, etc. / Die Eltern waren teilweise in der Lerngruppe mit dabei und gehörten zum Temenos-Netzwerk als emotionalen und konkreten Zusammenhang. Verschiedene Wohn- und Lebens- und Arbeitszusammenhänge waren damit verflochten.
  • für Erwachsene gab es Workshops, Sprachkurse.
  • Erwachsene waren dabei, wenn es den Kindern recht war.
  • Was war, wenn die Konflikte zu heftig wurden?
  • Was hast du gemacht, um dich selbst zu schützen oder zu erholen, oder wenn du mal Urlaub brauchtest?“ Ich habe mir immer ne Auszeit genommen, wenn ich sie brauchte und habe das den Kindern auch so gesagt: dass ich mich rausziehe, um mich zu besinnen. Ich mach seit Jahrzehnten keinen Urlaub: Ich mache nur das, was für mich stimmig ist.“
  • Anke hat jeden Tag das Geschehen in der Lerngruppe dokumentiert.
  • Wovon hast du gelebt? „Ich wollte nicht durch Gehaltszahlungen von den Eltern abhängig sein. Verschiedene Einkommen gesucht, Schneiderei, Weiterbildung etc.
  • „Das emotionale Fundament war, dass wir Freunde sind und dass wir uns gegenseitig unterstützen.2
  • Wie waren die Rollen verteilt als lehrende und lernende Personen? In wie weit hast du eigene Lernprojekte in die Lerngruppe reingenommen? „ich brauchte nich Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, sondern ich setzte mich mit der Offenheit der Situation auseinander, die ich erlernen musste / wollte und die Beziehungsebene bzw. meine Rolle“
  • „ganz wichtig waren bei uns die Spaßkämpfe, und ich habe mich mit Leidenschaft beteiligt, solange ich dabei vonnöten war“ – Die Erfahrung „Stopp“ sagen zu können, bzw. das ernst zu nehmen, wenn andere das sagten, war grundlegend; „Stopp“ durfte dann nicht aus Spass gesagt werden.
  • 1992 wurde das Projekt aufgegeben, da der Bayrische Staat mit hohen Bußgeldern drohte und da sie diese Auseinandersetzung nicht führen wollten.
  • Seitdem gibt es immer wieder neue Versuche, in McPomm eine neue Lerngruppe zu machen.

Weiterführende Links:

  • Informationszentrum Leben ohne Schule, Stefanie Mohsennia bietet eine Fülle an Informationen zum Leben ohne Schule an: Kontaktadressen und Börse, Termine, Studien und Berichte, Bücher aus dem In- und Ausland zum Leben ohne Schule. leben-ohne-schule.de,
  • Lernen ist Leben Bundesverband Natürlich Lernen! e.V. BVNL, www.bvnl.de
    Der BVNL ist eine Fundgrube für Adressen zu Themen wie:
    Bildung von zu Hause aus, Freilernen, Kinder in Freiheit, Liedloff Continuum Netzwerk, freiheitlich orientierte Bildung an Schulen, Widerstand an Schulen, Organisiertes Lernen, Foren, Mailinglisten, Chats sowie Hinweise zu fachlichem Lernen, unter

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