Nichtkommerzialität, Selbstorganisation, Selbstausbeutung?

Workshop mit Elisabeth Voss

Inhalt

Vorstellungsrunde: Wer bin ich und was bringe ich mit?

Stimmen:

  • Selbstausbeutung als Grundmotiv in vielen Äußerungen
  • Wohnen in einem genossenschaftlich organisierten Hausprojekt
  • Selbsorganisierte Schulen, Schulfinanzierung
  • CSA, Kommune
  • Lernbegleitung (Buch „Lernen ist Leben – Wie Schule sein könnte, wenn das Lernen frei wäre“)
  • Nichtkommerzielle und nicht-ausbeutende Projekte?
  • Comons-Based Peer-Production
  • Umsonstladen
  • Ehrenamt
  • Miete zahlen
  • Honorare und Teilnahmebeiträge für Camps
  • Nutzung: privat oder gemeinsam (Bohrmaschine: 20 Minuten in der ganzen Lebenszeit)
  • Ende der Nachhaltigkeitsdebatte – Anfang des Nachhaltigkeitshandelns
  • Medienkunst, Geld und Wertschätzung der Arbeit

Input: Wirtschaft, Commons, Nichtkommerzialität… Was ist das?

vgl. Handout

Strukturelles zum Wirtschaften

„Nichtkommerziell“

  • „Geschäft“ und „Gewinn“ als Unterscheidungskategorien
  • Geschäft: „Minimum, das in der Idee vom Geschäft steckt, ist der äquivalente Tausch“
  • Gewinn: Das, was nach der Aufrechnung aller Einnahmen und Ausgaben übrig bleibt, heißt Gewinn, kann aber auch einen Unternehmer_innenlohn beinhalten.
  • Marxistische Definition von Profit: Alle Überschüsse aus fremder Arbeit, die akkumuliert und angeeignet werden, sind Profit.

Beispiele

(s. Folienvortrag)

  • Softwareproduktion (Bsp. Creative Commons Lizenzen; Freie Software)
  • Lokomotive Karlshof (Nichtkommerzielle Landwirtschaft: „Nicht-Warenförmige Produktion und Verteilung)
  • Förderbedingungen des Netzwerk Selbsthilfe („keine Honorare für Einzelpersonen“)
  • Hoffest Brunnenstr. 7
  • BUKO 2004 zum Thema Aneignung („Plünderungsaktion bei H&M“)

Rundgespräch zu Nichtkommerzialität, Kommerzialität und was sonst noch spannend ist

nichtkommerziell?

  • in Geimeinschaften geht es darum, moralische Begründungen zu finden, warum jemensch dies oder jenes braucht
  • kein Gewinn über das notwenndige Maß hinaus
  • oft gibt es keine Transparenz, warum jemensch besonders viele oder aufwändige Dinge braucht…
  • Es geht mir nicht darum, dass jede_r gleich viel oder wenig bekommen soll.
  • Sich Honorare zahlen in Projekten, ist das Projekt dann noch nichtkommerziell? Gibt es einen Weg, in nichtkommerziellen Projekten Honorare zu zahlen?
  • Bedürfnisorientiert mit Gegenständen und Dienstleistungen umgehen.
  • Beispiel Umsonstmarkt: Es kann nicht geklaut werden. Menschen bringen Dinge, nehmen welche mit. Es entsteht etwas Neues durch bedürfnisorientierten Austausch. Das macht mich Glücklich.

kommerziell?

spannend

  • direkt für meine Bedürfnisse arbeiten oder den Umweg über Geld nehmen?
  • Welchen Stellenwert hat Geld in einem Projekt? „Ich finde, ich kann oft bei Musik spüren, ob das Geld oder der Inhalt das Wichtige für die Musiker_innen ist“
  • Beispiel Musiker_in: Wie rechtfertige ich meinen Anspruch, für die Musik von körperlicher Arbeit „freigestellt“ zu werden.
  • Marktvermittelte verschiedene Wertigkeit von Arbeit. Z. B. Feldarbeit als eine Arbeit, von der mensch nicht leben kann.
  • In meiner Gemeinschaft: Wir geben uns einen Vertrauensvorschuss und sind eine Lebensgemeinschaft. Ich gebe einen Anteil in die Gemeinschaft und behalte den Teil meiner Rente, den ich brauche. Andere nehmen sich etwas aus dem gemeinsamen Topf, um so viel zu haben, wie sie brauchen. Natürlich brauchen nicht alle gleich viel. Jede_r bei uns ist –nach eigenem Bedürfnis und Entscheidung- in zwei Bereichen tätig: Geistig – schreiben, recherchieren, Software, Kunst, Musik; und körperlich: Tiere versorgen, Garten, bauen, Landwirtschaft;
  • Haben wir als ältere nicht eine Verantwortung, präziser und reflektierter mit so einem Begriff wie Nichtkommerzialität umzugehen? Manche von uns wurden alt und arm; andere haben ihre Schäfchen ins Trockene gebracht… Kommunen haben sich zerstritten, aufgelöst – manche fielen in ein Loch und wir hatten keine Strukturen, um sie aufzufangen. Es ist mir wichtig, damit verantwortlich und offen damit umzugehen.
  • Oft basieren nichtkommerzielle Projekte darauf, dass Menschen privillegiert sind und anderes Einkommen haben (Renten, Teilzeit-Beamtentum …) und einen Teil ihrer Zeit vom Markt befreien konnten.
  • Spannung zwischen Glück und Sicherheit, Lebensqualität und Lebensstandard;
  • Für mich stellen sich zwei grundsätzliche Fragen: Wovon lebe ich? Was mache ich / in welche Richtung handle ich (empfinde ich dadurch Glück)?
  • Kann es sein, dass wir jetzt Dinge ausprobieren, die heute schwer sind oder gar arm machen, aber sind wir damit vielleicht in der Zukunft besser dran (die Krise könnte ja zum Zusammenbruch führen?)?
  • Free Economy, Tauschring, Regionalgeld
  • „Ich habe gehört ´wovon Lebe ich? – von Geld`. Worauf sind wir da reingefallen? Geld ist nur eine Art, das Leben zu organisieren.
  • Was brauche ich überhaupt wirklich zum Leben? Eigentlich ist es nicht so viel…
  • Die Frage, wie einzelne aus Projekten wieder raus kommen, muss schon am Anfang eines Projektes geregelt werden, damit Menschen nicht nur aus Abhängigkeit dabei bleiben müssen oder beim Auseinandergehen des Projekts ins Bodenlose fallen.
  • ich möchte Arbeit und Leben nicht voneinander trennen.
  • Ich träume von einem Ort, an dem viele Menschen dauerhaft sind, die auch von diesem Ort leben und nicht nur für ihn. Dass dort auch kollektive Lohnarbeit entsteht. Kollektive Lohnarbeit ist die Frage wo’s bei mir grade hakt.
  • Gerade Aushandlungsprozesse finde ich sehr wichtig, damit Herrschaftsverhältnisse im Hinblick auf Arbeitsteilung deutlich werden und bearbeitet werden können.
  • Ich tue nur, was ich wirklich will. Es ist mir wichtig, dann auch zu riskieren, was alles damit zusammenhängt. Mit solch einer Haltung falle ich nicht ins Bodenlose.
  • Zum Umsonstmarkt: die Frage der Kriminalität löst sich auf, wenn alles entkommerzialisiert ist.