Bündnisse¶
Fragestellungen:
- Wie stehen wir zu Bündnissen?
- Was sind Vorteile von Bündnisarbeit?
- Was bleibt dabei auf der Strecke bzw. wie kann mensch verhindern, dass eigene Inhalte auf der Strecke bleiben?
Vorbehalte/Bestandsaufnahme:
Es wurde ein starkes Abgrenzungsbedürfnis der radikalen Linken von „den Anderen“ wahrgenommen. Radikale Linke seien selten in Bündnissen vertreten/sichtbar, zudem seien linksradikale Gruppen, die sich in großen Bündnissen einbringen, oft von Ressentiments durch andere linksradikale Zusammenhänge betroffen.
Bündnisarbeit scheine in ländlichen Gebieten einen höheren Stellenwert als in der Stadt zu haben. Dies läge vor allem am Fehlen von alternativen Bündnispartnern und eigener Strukturen/Infrastruktur.
Rückschlüsse:
Bündnisarbeit sei als Prozess zu betrachten, in dem dann verschiedene andere Prozesse (z.B. Radikalisierungsprozesse) ablaufen könnten. Kontinuität im Prozess Bündnisarbeit wurde hierbei als essenziell betrachtet.
Bsp: Die Radikalisierung im Wendland war ein jahrelanger Prozess, während sich im AK Vorratsdatenspeicherung Linksradikale nach anfänglicher Kritik zurück gezogen haben.
Ein Vorschlag war, Bündnisprozesse als offenen Kommunikationsraum zu begreifen und hier einen kreativ/subversivem Umgang mit institutionalisierten Verfahrensweisen zu pflegen. Als wichtig in Bündnisprozessen wurde freies, offenes Reden, das Üben von konstruktiver (statt destruktiver) Kritik und ein respektvoller Umgang miteinander genannt, dies sei jedoch nicht als Professionalisierung zu betreiben, sondern als wichtige Fähigkeiten zu betrachten. Kritisch wurde in diesem Zugsamenhang klandestines Verhalten als oft nur vorgeschoben betrachtet. „Gesellschaftsveränderung heißt – miteinander reden!“
Eigene Utopien und Ideen in Bündnisse hineinzutragen und ihnen Ausdruck und Sichtbarkeit zu geben, z.B. durch Vorbereitung von Transpis, Flugis, Redebeiträgen, war ein herausragendes Anliegen der Diskutierenden. Hierbei sollte Bündnispolitik jedoch nicht zum Selbstzweck betrieben werden – „es geht um Alles!“ – und Teilbereichserfolge sollten miteinander erkämpft werden. Es wurde bemängelt, dass Autonome in Bündnisprozessen häufig nur als Dienstleister_innen auftreten/wahrgenommen werden. Eigene Inhalte würden hierdurch nicht sichtbar. An dieser Stelle schloss sich die Frage an, ob autonome Politik nur noch in Bündnissen stattfände?
Bündnisarbeit erfordere sehr viel Kraft und Engagement, dadurch fehlten Kapazitäten für die eigene politische Arbeit. Auch sei oft wenig Selbstbewusstsein beim Formulieren eigener Forderungen in Bündnissen zu beobachten, dies könne eventuell auf Angst vor Fehlern zurückzuführen sein.
Ein Vorschlag war, bei der Wahl der Bündnispartner_innen andere Selbstorganisierungen (linksradikal, links oder bürgerlich) zu suchen und nicht so sehr auf repräsentative Organisationen (Gewerkschaften, Parteien etc.) zu setzten. Als wichtig wurde empfunden, Aufgaben zu teilen, zu gucken, wo die Ressourcen/Fähigkeiten/Strukturen bei allen Bündnispartnern_innen lägen und Möglichkeiten zur gegenseitigen Ergänzung zu finden.
Glossar:
Ressentiments: Abneigung, Stimmungsmache, die auf Vorurteilen o.ä. (unbewusstem) basiert
institutionalisiert: in eine (gesellschaftlich anerkannte) feste, starre Form bringen
klandestin: nicht offen, heimlich