Medien

Medien (World Cafe)

Fragen:

  • Welche Rolle spielen eigene lokale Medien im Vergleich zu regionalen/überregionalen
  • Welche Kommunikationsstrukturen haben wir/wollen wir haben? Worüber reden wir?
  • Wie kommunizieren, transportieren wir unsere Inhalte? Wieweit reproduzieren „wir“, was in Mainstreammedien über „uns“ gesagt wird? (abgrenzende Sprache, Symbolik etc.)

Internetmedien:

Im Gegensatz zu Printmedien wurde bei Internetmedien eine bessere überregionale Zugänglichkeit und Verbreitungsmöglichkeit angenommen. Dies gehe aber auch damit einher, dass es keine Kontrolle mehr über die Verbreitung gebe. Festgestellt wurde, dass Medien im Allgemeinen, jedoch im speziellen Internetmedien kein Ersatz für face-to-face Kommunikation seien. Als regionales Onlinemedium wurde sich positiv auf endofroad.blogsport.de bezogen.

Printmedien:

Die Verbreitung von Printmedien sei, im Gegensatz zu Onlinemedien, besser zu kontrollieren. Auch wurde angemerkt, dass Printmedien weiter in den realen (nicht virtuellen) Raum ( Kneipen, Konzis, etc.) hineinreichen und somit stärker Teil „unserer“ politischen Kultur würden.

Eigene Medien allgemein:

Als problematisch beim Publizieren eigener Medien wurde das Spannungsfeld zwischen „Öffentlichkeit schaffen“ und „drohender Repression“ wahrgenommen. Interessant schienen in diesem Zusammenhang mögliche Mischformen von konspirativen und an „die Öffentlichkeit“ gerichteten eigenen Medien. Hier stellte sich jedoch auch schnell die Frage nach der Machbarkeit.

Außerdem stellte sich die Frage nach der Zielgruppe – wer ist eigentlich „die Öffentlichkeit“ – von der hier die Rede war. Sprache, Verständlichkeit, Inhalte und Inhaltsvermittlung könnten, z.B. durch Fachjargon, ausgrenzend sein/wirken, dies sei immer zu hinterfragen.

Eine eigene Medienlandschaft könne sowohl Gegenöffentlichkeit schaffen als auch eigene Diskurse platzieren. Eigene Medien könnten unter dem Motto „be the media“ über verschiedenste Kanäle (Wurfsendungen, Straßentheater, Internet, Printmedien, Pirat_innensender, etc.) verbreitet werden. Es sei zu beobachten, dass bürgerliche Medien durchaus aus einer stabilen linksradikalen Medienlandschaft Informationen bezögen und diese auch in ihren Veröffentlichungen auftauchten. Eine These war, dass so linksradikale Medien interessanter als etablierte bürgerliche Medien werden könnten.

Mainstream Medien:

Es kam die Frage auf, ob ein strategischer Umgang mit bürgerlichen Medien möglich sei und in welchen Situationen es möglich sei, diese zu „kontrollieren“.

Inwieweit linksradikale Politik dazu neige die von den Massenmedien erzeugten Bilder zu reproduzieren, wurde kritisch hinterfragt.

Schließlich wurde die These formuliert, dass es nicht auf die mediale Wahrnehmung linksradikaler Politik ankomme, sondern auf ihre konkrete Tragfähigkeit und Anschlussfähigkeit.

Lokale Medien und Infrastrukturen:

Eigene (regionale) Medien, seien sowohl für eine aktuelle regionale Schwerpunktsetzung und einen allgemeinen Überblick über die Aktivitäten und Kampagnen in der Region (und bundesweit), sowie für interne Debatten und Prozesse wichtig, könne als Ergebnis festgehalten werden.

Medien (AG)

Sammlung der Medien, die in Bremen relevant sind:

  • Kassiber, lange nicht erschienen, wahrscheinlich ein beendetes Projekt
  • Laturb
  • extrablatt
  • end of road
  • planlos
  • diverse Mailverteiler
  • [Bremer Antifaschist, VVN]

Leitfragen, die sich die AG gegeben hat:

  • Welche politisch-strategische Bedeutung haben eigene Medien für uns
    • für die Kommunikation innerhalb der Szene
    • für die Kommunikation in die breite Öffentlichkeit
  • Was ist daraus folgend eine sinnvolle Form
    • vorhandene Medien für Beiträge nutzen
    • neues Format entwickeln
  • Verhältnis zu und Umgang mit Mainstream – Medien

*Welche politisch-strategische Bedeutung haben eigene Medien für uns?

  • Als Ziel für die Auseinandersetzung darüber wird benannt, wie wir mehr werden und mehr Menschen erreichen können. Daraus resultieren in der Diskussion weitere Fragen: Wen können wir über eigene Medien erreichen? Welchen Teil der Öffentlichkeit wollen wir überhaupt erreichen?
  • end of road wird als gute Kommunikationsplattform innerhalb der Szene eingeschätzt (Ankündigungen und kurze Berichte über Aktuelles)
  • Es fehlen eigene Berichte i.S. von Einordnen von Aktuellem, tiefere Analysen, Debatten und Darstellung von Debatten nach außen
  • es gibt viel Material (Flugis, Stellungnahmen), die allerdings verstreut vorliegen. Es weiß jeweils immer nur ein Ausschnitt der Szene, womit sich andere beschäftigen. Es gibt bisher kein Medium, das diese Materialien bündelt und für alle verfügbar macht.
  • Es wird kontrovers über digitale Medien und Printmedien diskutiert
    • digitale Medien sind schnell und unmittelbar, bieten größere Zugangsmöglichkeiten (kein Konsens), sprechen verschiedenen Sinneskanäle an, sind aber auch oberflächlicher und überfluten mit Informationen
    • Printmedien zwingen, die „Zielgruppe“ aktiv zu erreichen (wo werden wie viele ausgelegt?), sind persönlicher, leserInnenfreundlicher
    • in jedem Fall schließt das eine das andere nicht aus (es macht Sinn, ein Printmedium online zu stellen bzw. ein Online-Medium z.B. mit spezifischen Printausgaben zu
      unterfüttern)

Welche Form ergibt sich aus der vorangegangenen Diskussion?

  • Vorhandenes einbeziehen:
    • Rückblicke und Terminkalender könnten Teil eines Print- Zeitungsprojekts werden (siehe end of road), umgekehrt aber eher nicht tiefergehende Analysen und Hintergrundberichte Teil eines reinen online-Mediums
    • über Mailverteiler gibt es viel Material, das aber immer nur bestimmte Personengruppen erreicht
    • es gibt keine Anknüpfungspunkte mehr zum kassiber (wenn er denn noch bestehen sollte)
  • oder neues Format entwickeln
    • Wer ist dann die Zielgruppe?

Hierzu gibt es in der AG kontroverse Diskussionen:

  • die Szene und alle, die sich dafür interessieren?
  • Eine größere Öffentlichkeit?
  • Geht es um die Kommunikation innerhalb der Szene (und was ist das eigentlich? Gibt es die Szene überhaupt?) oder gerade um die Kommunikation über die Ränder der Szene hinaus i.S. von Gegenöffentlichkeit schaffen?
  • Aus dieser Kontroverse ergeben sich zwei Argumentationsstränge:
  • Ein Zeitungsprojekt könnte dazu beitragen, die verschiedenen Facetten von Szene sichtbar zu machen und zu verknüpfen. Gleichzeitig könnte die interessierte Peripherie der Szene erreicht werden.
  • Wenn sich eine radikale Linke allerdings wieder mehr in anderen gesellschaftlichen Feldern bewegen will (z.B. Diskussion über soziale Kämpfe), wäre eine Zeitung wichtig, die unsere Inhalte auch in diese Bereiche der Gesellschaft zu transportieren in der Lage ist (Wahl des Mediums, Sprache, kein „Szenesprech“ etc.)Für ein Zeitungsprojekt wären die Schnittmengen zwischen Subkultur, radikaler politischer Szene und Öffentlichkeit (letztere i.S. der von sozialen Kämpfen erreichbaren Öffentlichkeit) interessant, was bedeutet, dass auch die politische Szene dadurch erreicht werden könnte
  • Daraus ergibt sich in der Diskussion eine weitere Kontroverse zur Organisationsform eines solchen Projekts:
  • Geht es um ein Zeitungsprojekt für Leute oder um ein Zeitungsprojekt mit Leuten?
  • Welche Organisationsform braucht es: Eine Plattform, die offen für alle Texte ist, die eingehen oder eine Redaktion, die Standards für die Texte entwickelt und moderiert?
  • Die Kontroversen ließen sich in der AG nicht auflösen

*
Verhältnis zu und Umgang mit Mainstream – Medien

  • Es werden zwei mögliche Strategien wiederum kontrovers diskutiert:
    • offensiver Umgang mit den Mainstreammedien (Pressearbeit wie die bspw. in Kopenhagen zum Ungdomshuset gelaufen ist), kollektive Umdeutungen der Medienberichterstattung versuchen, vorhandene Medien nutzen für eigene Berichterstattung bzw. Berichterstattung erzwingen (Legitimationsdruck). Zu verlieren haben wir da nichts, denn Scheiße wird ohnehin verbreitet. Wenn wir intervenieren,können wir daran vielleicht etwas drehen. Zu bedenken ist auch, dass durch die prekären Bedingungen im Journalismus tendenziell möglicherweise BündnispartnerInnen zu finden sind (soziale Frage)
    • Ignorieren der Medien, weil sie eine bürgerliche Öffentlichkeit ansprechen und ohnehin gegen uns sind.
    • Einig sind sich alle darin, dass es nicht darum gehen kann, „für“ die Mainstreammedien zu agieren (i.S. wir transportieren unsere Politik über die bürgerliche Presse, inszenieren uns entsprechend, weil wir vor allem in die Zeitung wollen), sondern dass wir unsere Politik in unseren Kämpfen vertreten, nicht über die bürgerliche Presse.

Glossar:

Peripherie: Randbereich, Umgebung