Beyond Re/Production: MOTHERING
Dimensionen der sozialen Reproduktion im Neoliberalismus¶
Januar 2011: Die Berufstätigkeit von Müttern steht heutzutage auf der Werteskala der modernen Gesellschaft ganz oben. Aber wie bewerkstelligen Frauen den Balanceakt zwischen Berufstätigkeit und Familie? Wie gestaltet sich Mütterlichkeit in Strukturen zwischen Kind und Beruf, in denen sich die Rolle des Mannes kaum verändert hat? Die Ausstellung Beyond Re/Production: MOTHERING reflektiert zeitgenössische künstlerische und dokumentarische Ansichten zum Thema Mutterschaft und dem damit verbundenen Bild von Fürsorglichkeit. Die Wunsch- und Angstbilder, die mit der sozialen Figur der Mutter im gegenwärtigen biopolitischen Umbruchsprozess verknüpft sind, sollen sichtbar gemacht werden.
Gemeinsam mit dem umfangreichen Begleitprogramm versteht sich die Kunstausstellung als Bestandteil eines feministischen Diskussionsprozesses, der die Situation von berufstätigen Müttern und der (damit einhergehenden) Verbreitung von schlecht bezahlter Haus- und Pflegearbeit als symptomatischen Ausdruck der sozialen Reproduktion in neoliberalen Gesellschaften aufgreift, die wiederum ohne weibliche Arbeitsmigration nicht denkbar wäre.
Die Arbeiten der 19 Künstlerinnen und Gruppen aus zehn Ländern bewegen sich an den Grenzen zwischen Selbstbeobachtung, künstlerischer Forschung und politischer Praxis. So setzt sich Lenka Klodova in ihrer Fotografie „Life with a handicap“ mit der Gratwanderung der berufstätigen Mutter auseinander, die als Super-Mami trotz der täglichen Belastungen eine Meisterleistung in Sachen Flexibilität hinbekommen muss. Mary Sibande aus Südafrika greift die rassistischen und postkolonialen Aspekte von bezahlter Care Work auf, und der Quilt „Blurred Boundaries“ verweist auf die unscharfen Grenzen zwischen Arbeit und Privatheit, die typisch für Haus- und Pflegearbeit sind. Die Installation „Mammamil“ zeigt Muttermilch in Sunkist-förmigen Tetrapaks – eine Paradoxie, welche auf die bürgerliche Bewertung des Stillens als höchst private Fürsorge anspielt und provokativ umkehrt.
Das ergänzende Vermittlungsprogramm bietet den Besuchern weitergehende kulturelle, politische und fachspezifische Zugänge und Hintergründe zu „Mothering“ und „Care Work“, um eine interdisziplinäre und fortlaufende Beschäftigung mit dem Thema zu unterstützen. Die Vorträge thematisieren die Haus- und Pflegearbeiten, die in reicheren Ländern hauptsächlich von Frauen mit Migrationshintergrund und oft unter prekären Bedingungen ausgeführt werden. Die Filmreihe verknüpft diesen Aspekt mit dem der Adoption und der Kindesvernachlässigung und bietet mit „Ein Blick zurück“ ein Stück feministische Filmgeschichte.
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien / Mariannenplatz 2 /10997 Berlin – U-Bahn Kottbusser Tor
Tel.:030/90298-1455 _ Fax: 030/90298-1453 _ Öffnungszeiten: täglich: 12 – 19 Uhr _ eintritt frei
Vorträge – Beyond Re/Production: Care Work¶
Die Vortragsreihe ist eine Kooperation des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien mit dem
Gunda-Werner-Institut – teils in Englisch mit konsekutiven Übersetzungen und anschließenden Diskussionen
Care Ökonomie zwischen Weltmarkt und Privathaushalt
Juliane Karakayali (Berlin), Christa Wichterich (Bonn)
Mittwoch, 2. März 2011. 19:00–21:00 Uhr
Ort: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 BerlinHat Versorgungsarbeit (k)ein Geschlecht?
Silvia Federici (New York)
Mittwoch, 16. März 2011, 19:00–21:30 Uhr
Ort: Studio 1, Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 BerlinVom Lohn für Hausarbeit zur Hausangestellten
Marina Vishmidt (London)
Mittwoch, 30. März 2011, 19:00–21:30 Uhr
Ort: Studio 1, Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 BerlinPrekäre Arbeitsverhältnisse migrantischer Care Work
Rechte und Selbst-Organisierung von Haus- und Pflegearbeiter/innen
Helen Schwenken (Kassel), Muchtar Cheik-Dib (Berlin), Bárbara Miranda (Berlin)
Donnerstag, 7. April 2011, 19:00–21:30 Uhr
Ort: Studio 1, Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 BerlinCare Revolution
Zur Notwendigkeit der Umwertung gesellschaftlicher Reproduktionsarbeit
Gabriele Winker (Hamburg)
Mittwoch, 13. April 2011, 19:00–21:30 Uhr
Ort: Studio 1, Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 BerlinRe/Produktion von Mütterlichkeit
Sarah Speck (Berlin)
Mittwoch, 20. April 2011, 19:30–21:30
Ort: Studio 1, Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Weitere Informationen zu den Vorträgen, Referentinnen und mehr zum Thema Care Work: gunda-werner-institut.de
Filmreihe „Reproduction of Mothering?“¶
Sonntagnachmittags im fsk, Segitzdamm 2, 10969 Berlin, 15:30 Uhr
Sonntag, 13. März 2011: Care Work
„Cycles of Care“, ca. 40 Min. Lizza May David und Claudia Liebelt, D 2011
Filmgespräch mit den FilmemacherinnenSonntag, 27. März 2011: Adoption
„Casa de los babys“, 95 Min. John Sayles, USA/Mex 2003Sonntag, 10. April 2011: Angstbilder
„Die Kinder sind tot“, 80 Min. Aelrun Goette, Doku, D 2003
Filmgespräch mit David PrickettSonntag, 17. April 2011: Ein Blick zurück
„Riddles of the Sphinx“, 92 Min. Laura Mulvey, Peter Wollen, UK 1977
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Führungen:¶
Samstag, 5. März, Samstag, 19. März und Samstag, 23. April jeweils um 15 Uhr
Workshop:Beyond Reproduction/Wash Your Trouble Away
Ein kollaborativer Zeichen-Workshop für Kinder ab sechs Jahre & Erwachsene
Samstag, 2. April 2011, 14–18 Uhr
kiss-the-demon.com
drawing-workshop.net
vielleicht mag eineR, der/die die ausstellung gesehen hat, was kleines zu schreiben? |
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