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Money makes the world go around – Geld regiert die Welt

Marie’s Meinung:

Viele von uns fangen gerade an in kleinem Umfang Landwirtschaft zu betreiben. Dabei beschaeftigen wir uns ernsthaft mit der Beziehung zwischen den Konsumenten unserer Produkte und unserer Arbeit. Wir versuchen mit Respekt fuer die Natur wie auch fuer uns selbst zu arbeiten. Wir wollen nicht hunderte von Hektar mit dem Traktor bearbeiten, wir jaeten lieber von Hand unsere Gemuesebeete als dass wir Gifte mit endlosen Namen verwenden die auf izid enden. Der Zugang zu Land und Wohnraum ist desoefteren unmoeglich geworden aufgrund von Immobilien und Landspekulationen. Wenn wir dieses Problem umgehen, koennten wir unsere Kosten um die Haelfte verringern. Arbeitslosenhilfe oder Zuschuesse sind soziale Rechte die uns in Krisensituationen schuetzen, aber ich will sie nicht als Einkommen verstehen und dann Gemuese in meiner “Freizeit” anbauen Ich stimme zu das jene “Sozialhilfe” in einigen Faellen nuetzlich sein kann, zum Beispiel wenn wir gerade erst beginnen anzubauen, waehrend einer Ausbildung, als Auffangnetz am Ende eines Arbeitsvertrages oder im Falle von Gesundheitsproblemen. Aber fuer mich ist es Teil meiner Wuerde von meiner Arbeit leben zu koennen, und daher auch ein angemessenes Einkommen zu haben, dass meine Beduerfnisse erfuellt. Zur Zeit erhalte ich Arbeitslosenhilfe aber dieser Zustand wird zunehmend unertraeglich. Ich will ein profitables Landwirtschaftsprojekt, was bedeutet dass ich davon Leben kann UND dass ich eine Altersvorsorge sowie Steuern zur Sozialversicherung und die Arbeitlosenversicherung bezahlen kann, welche wiederum die Arbeitslosenhilfe fuer Menschen bezahlt wenn sie sie brauchen.

Lasst uns ueber Rentabilitaet zu reden, ich will ueber die Rentabilitaet von Hoefen und Gemuesegaerten reden. In alternativen Kreisen habe ich oft das Gefuehl das wir den Gedanken von Rentabilitaet komplett ablehnen, wahrscheinlich wegen unserer Abscheu gegenueber dem kapitalistischen System. Aber wenn ich mich entscheide einen Hof aufzubauen oder einen Gemuesegarten, muss ich zumindest ueberleben und deshalb muss ich auch die Rentabilitaet in Betracht ziehen. Und ich will mehr als nur Ueberleben, ich erwarte eigentlich einen Gewinn. Ich leben in einem Caravan und versuche so wenig wie moeglich auszugeben, aber in Zukunft werde ich wahrscheinlich Kinder in die Schule schicken wollen oder mir eine Rente sichern.
In der Landwirtschaft, wie in anderen Bereichen auch, ist es notwendig einen Wirtschaftsplan zu erstellen. Ohne uns zu sehr zu spezialisieren, brauchen wir ein Projekt das funktioniert oder zumindest sehr gut laufende Anbaukulturen um weniger rentable unterhalten zu koennen. Durch WWOOF habe ich viele Hoefe mit einem Wirtschaftsplan kennengelernt. Dadurch haben sie es geschafft Freizeit zu haben anstatt nonstop zu “ackern”(Freizeit fuer politische Arbeit zB!). Neben der Lebensmittelproduktion, spielen Hoefe auch eine Rolle bei der Ausbildung(Fortbildung) von Landwirten. Kinderfreizeit, Pflanzenkenntnissse, das Wiederherstellen der Beziehung zwischen Mensch und seinem taeglich Brot… All diese Aktivitaeten sind notwendig in unserer Gesellschaft und koennen finanziell unterstutzt werden. Wenn diese Aktivitaeten miteinander verbunden werden koennen, warum sollten wir es nicht tun ? Aber es loest nicht das Problem der Rentabilitaet der Landwirtschaft.
Der Wert von Fabrikaten, das Ikea-Syndrom in Europa: Die Leute geben zwischen 10 und 20% ihres Budgets fuer Lebensmittel aus. Das ist zweimal weniger als noch vor 40Jahren und nicht vergleichbar mit Entwicklungslaendern wo der Wert zwischen 80 und 90% liegt. Ich denke dass fallende Lebensmittelpreise es heutzutage fast unmoeglich machen seinen Lebensunterhalt mit Landwirtschaft zu verdienen. Wenn Milchbauern Geld verlieren in der Produktion, waehrend man Milch im Supermarkt fuer 42Cent/Liter kaufen kann, was kann man noch tun ? Die heutigen Probleme der Landwirtschaft sind verknuepft mit Geld. Es ist nahezu unmoeglich Geld mit dem Verkauf von Lebensmitteln zu verdienen wenn man mit den industriellen Landwirtschafts-und Einzelhandelskonzernen konkurrieren muss.
Das Problem sind die DumpingPreise. Supermaerkte bieten beispielsweise Tomaten selbst im Winter zu extrem niedrigen Preisen an. Wie machen sie das ? Zum Beispiel durch Zulieferer aus Marokko, wo die Tomaten in riesigen Treibhaeusern(bis zu 20Hektar) angebaut werden. Sie stellen lokale Landwirte ein mit einem Gehalt das an Nichts grenzt. Diese Bauern sind Opfer dieses Systems, den die Treibhaueser haben den Grundwasserspiegel durch die notwendige intensive Bewaesserung soweit gesenkt dass die lokalen Brunnen versiegen. Dumping ist nicht nur ein Umweltproblem(Verschmutzung), sondern auch ein ein soziales denn die marrokanischen Bauern muessen in diesen Treibhauesern arbeiten waehrend europaeische Bauern ihren Markt verlieren.
Und wir, muessen wir unsere Preise denen der grossen multinationalen Konzerne anpassen? Entweder geben wir unsere Ideale auf; oder wir lassen die Landwirtschaft sein weil wir nicht davon Leben koennen? Hohe Preise sind elitaer?
Einkaufen ist ein politischer Akt, Fairer Handel und feste Abnehmer sollten unsere Ziele sein. Wenn wir die Preise im beschriebenen Kontext sehen habe ich kein Problem damit meinen Kartoffeln fuer zwei Euro/Kilo in den reichen Stadtteilen Berlins zu verkaufen wenn es hilft einen lokalen Bauern am Markt zu halten. Fuer eben jenen lokalen Bauer habe ich die Bewaesserung erledigt wenn er auf dem Markt war, dies zeigt das Geld nicht der einzige Weg ist. Anstatt kleine Projekte fuer ihre hohen Preise zu kritisieren wuerde ich eher die Grosskonzerne fuer ihre niedrigen Preise kritisieren, die nur durch Dumping moeglich sind.
Europaeische Subventionen, zu guter letzt das Thema der europaeischen Subventionen. Dieses Thema wurde sehr kontrovers diskutiert auf dem Treffen in Basta. Als erstes brauch man einen Erzeugerstatus; dann ist die Hoehe der Subvention abhaengig von der Produktionsgroesse, ein System dass grosse Betriebe bevorzugt. Via Campesina fordert dass die Subventionen denjenigen zukommen sollten die aktiv Landwirtschaft betreiben. Idealerweise sollten wir das Subventionssystem los werden denn es ist unfair gegenueber Bauern ausserhalb Europas. Obwohl das richtig ist, besteht fuer mich das eigentliche Problem zwischen Kleinbauern und Grossbetrieben. Das Verschwinden von Kleinbauern findet ueberall statt.
Das Problem offenerer Grenzen ist kein europaeisches Problem, der Unterschied des Lebensstandards stellt uns ausser Konkurrenz. Vor einigen Jahren unterzeichnetete der Praesident von Peru ein Freihandelsabkommen mit den USA. Bauern begannen dagegen zu protestieren denn folglich konnten sie auf den lokalen Maerkten keine angemessenen Preise mehr erzielen. Wenn Verkaeufe unabhaengig von lukrativen Preisen gemacht werden, sind die Grosskonzerne die die Produkte weiterverarbeiten und exportieren die Gewinner, mit Sicherheit nicht die Kleinbauern. Das ist ein weiterer Grund weshalb ich Preise verteidige die mit unseren Beduerfnissen in verknuepft und fuer lokale Verbraucher gedacht sind. Europaeische Foerderungen fuer Landwirtschaft werden von den europaeischen Buergern bezahlt. Ich kann sie beantragen. Es waere nicht fair sie zu verweigern und gleichzeitig meine Abnehmer hohe Preise bezahlen zu lassen. Fuer sie waere das wie zweimal bezahlen, einmal durch die Steuer und das zweite Mal durch meine hohen Preise. Dennoch wuerde ich diese Foerderungen nicht als Einkommen benutzen, sondern eher als ein Zusatzeinkommen, beispielsweise fuer meine Rentenversicherung. Als Einkommen verwendet, waehre ich in einer schlechten Lage sollte die Foerderung eines Tages gestrichen werden.

Meine Schlussfolgerung: Ich denke wir sollten bei unseren Beduerfnissen beginnen und darauf basierend unsere Preise festlegen, wobei soziale Beziehungen und gegenseitige Hilfe Vorrang haben. Wir produzieren die hochwertigsten Lebensmittel, wir respektieren unser Oekosystem und wir helfen soziale Netzwerke aufzubauen, das muss etwas wert sein!

Jan’s Meinung:

Ein andere Form unsere Arbeit und Produkte zu bewerten:

In der kapitalistischen Welt wird unsere Arbeit, das Produzieren von guten Lebensmitteln und anderen Produkten faelschlicherweise in Geld bemessen. Das fuehrt dazu, dass viele Kleinbauern glauben dass Lebensmittel billig sind und dass sie mehr verdienen muessen um gut leben zu koennen. Dieser Glaube reproduziert die kapitalistische Idealogie. Er degradiert unsere handwerklichen Produkte zur Massenware und staerkt Geld als Hauptform der Wertschaetzung. Stattdessen muessen wir nicht-kommerzielle Raeume schaffen: Wir muessen neue Formen der Wertschaetzung finden und neue Wege um unsere Beduerfnisse zu befriedigen, jenseits von kapitalistischen Vorstellungen. Zum Beispiel durch Schenkungsnetzwerke, in denen jeder seine Faehigkeiten und Produkte bedingungslos allen anderen im Netzwerk anbietet. Ein “gutes” Leben fuer alle ist moeglich, wenn wir erst den Kapitalismus und seine Denkweise abschaffen. Traurigerweise brauchen wir weiterhin:
- Geld um unsere Arbeit zu verrichten(mehr dazu im Artikel: “Eine landwirtschaftliche Vision von ReclaimTheFields”, in diesem Bulletin)
- Geld um unsere Beduerfnisse zu befriedigen.
Dennoch behaupte ich, dass sich der Verkauf unserer Produkte(auch der direkte Verkauf an Konsumenten) kontraproduktiv zu diesen beiden Punkten verhaelt: Der Kapitalismus wuerdigt nicht unseren Idealismus und unsere “ueber-oekologische” Produktion. Wir stehen in direkter Konkurrenz zu Tomaten die unter minimalen oekologischen Standards und durch grausame Ausbeutung “illegaler” Einwanderer in Spanien und Italien produziert werden. Gerade wenn wir handwerklich, mit kleinem Budget und ineffektiv arbeiten(nach kapitalistischen Normen) und unsere Produkte zu angemessen Preisen verkaufen, dann beginnen wir uns selbst und andere auszubeuten. Falls dies nicht der Fall ist haben wir eine Nische gefunden wo wir “teilzeit” im Buero sitzen und Buchhaltung und Vermartkung betreiben, um dann unsere Produkte an eine weisse Mittelschichtelite zu verkaufen die sich am Marktstand beschwert: “Deine Karotten sind nicht gerade genug!”
Einige praktische Perspektiven die aus diesem Schlamassel helfen koennten:
Weniger ausgeben durch freiwillige Einfachheit, Ladendiebstahl, Containern, Recyceln und Trampen… was auch immer!
Geld in angemessene Produktionsmittel investieren die uns unabhaengiger vom kapitalistischen System machen: Gute Geraete, simple Maschinen um unser Saatgut zu reinigen, eine Oelmuehle um unseren eigenen Treibstoff herzustellen… usw!
Wenn wir Geld mit Landwirtschaft verdienen wollen, dann in CSA’s(Hofgruppen, CSA= Komunenunterstuetzte Landwirtschaft) die beduerfnissorientiert sind und Freiraum fuer eine kreative oekologische Landwirtschaft lassen.
Unsere Finanzen anders organisieren: Bitten wir unsere reichen Freunde oder Stiftungen um Hilfe, Geld vom Sozialstaat, Eu-Foerdergelder, andere Arbeiten die uns Spass machen und besser bezahlt sind als Landwirtschaft… was auch immer, dass weder unsere Wuensche noch unsere Freiheit einschraenkt.
Verteile deine Erzeugnisse in nicht kommerziellen Netzwerken oder als Tausch/freiwillige Beteiligung.
Wertschaetzung des Hergebens: Nette Worte, Umarmungen, Kuesse, Lieder, Gedichte… was auch immer!
Organisation von Wiederstand! Was ist Nichtkommerzielle Landwirtschaft ? Nichtkommerzielle Landwirtschaft ist ein Konzept das versucht direkten Tausch abzuschaffen und geht in Richtung einer Schenkungswirtschaft. Sie basiert auf der Idee dass wir Netzwerke aufbauen koennen in denen jeder seine Faehigkeiten und Produkte freiwillig und bedingungslos anbietet, ohne die Erwartung direkt etwas zurueck zu bekommen. Jeder in diesem Netzwerk/Gemeinschaft hat gleichsam Zugang zu diesem “Topf” voller Faehigkeiten und Produkte. Nicht kommerzielle Produktion versucht die kapitalistische Logik zu ueberwinden und hat eine beduerfnisorientierte Wirtschaft zum Ziel.
Ein Beispiel: Der “Karlshof”, noerdlich von Berlin, versucht solch ein Netzwerk aufzubauen. Sie begannen ihr Projekt damit ihre landwirtschaftlichen Produkte(Kartoffeln, Getreide, Erbsen und andere Huelsenfruechte, Sonnenblumenoel usw.) in jenem Netzwerk anzubieten. Ueber die Jahre ergaben sich viele Fragen, Grenzen sind aufgetaucht und neue, differenzierterere Perspektiven haben sich entwickelt.
Wir wurden nicht sozialisiert um auf diese Art und Weise miteinander umzugehen. Aber wir sollten es weiterhin versuchen!