Sehr oft werde ich gefragt: „wann macht ihr denn mal wieder so eine Tour?“
Und ich, müde, antworte: „nicht so bald. Vielleicht gar nicht“
Und wenn ich gerade Lust habe, dann erzähle ich, wie ich die Sache angehen würde, beim nächsten Mal. Denn um ehrlich zu sein: sowas werde ich sicher nicht nochmal machen.
Unser Problem war, dass wir zu viel auf einmal wollten: skillsharing mit den Leuten in der Gruppe betreiben. Lerngruppen zu Themen, die uns interessieren, bilden. Workshops zum Thema skillsharing und skillsharing Netzwerke anbieten. Solche Netze promoten und aufbauen. Workshops zu andern Themen anbieten. Projekte besuchen, dort was lernen, und mithelfen. Und nebenher natürlich den ganzen Reisealltag bewältigt bekommen, wo ja einfachste Dinge wie einkaufen, kochen, duschen, usw schon so viel Zeit in Anspruch nehmen – vor allem mit 10 Leuten! Und dann, etwas Spaß beim Reisen muss ja auch sein, unterwegs auch etwas nette, freie Zeit verbringen.
Vielleicht hätte das alles mit einer festen, gut eingespielten Gruppe und einer besseren Ausrüstung (d.h. mehr Budget) irgendwie klappen können – ich denke selbst dafür wären das zu viele Pläne auf einmal gewesen. Mit einer zusammengewürfelten Gruppe wie unserer und unserer Ausrüstung war es jedenfalls unmöglich, alles zu realisieren. Und wie soll auch bei in einen engen Bus gequetschten Workshops und meetings eine besonders hohe Motivation zur Produktivität aufkommen??
So haben wir es oft nicht hinbekommen, den Menschen an den Orten als Gruppe wirklich etwas zurückzugeben, was ich sehr schade finde. In diesem Sinne ein ganz herzliches Dankeschön allen, die so geduldig mit uns waren und uns trotzdem bleiben liessen! Wir lernen noch … wir experimentieren noch …. und irgendwann wissen wir, wie es geht!
Ich habe jetzt schon drei Konzepte in meinem Kopf, von denen ich denke, dass sie besser funktionieren würden, und ich veröffentliche sie hier, weil ich nicht denke, dass ich sie sicher nicht alle drei jemals ausprobieren werde.
Vielleicht fühlt sich ja jemand inspiriert:
A) „skillsurfing“ mit Jugendlichen
Für junge Leute, die gerade Sommerferien haben, oder die gerade mit der Schule fertig sind, wäre es denke ich sehr toll so eine Art von freierem Lernen kennenzulernen. Der Schwerpunkt läge dann auf skillsharing Prozessen in der Gruppe, d.h. Herausfinden was die Leute interessiert, und ihnen unterwegs die Grundlagen mitgeben, wie sie selbstorganisiertes Lernen lernen können, zB wie sie an Kontake, Ressourcen, usw herankommen können, wie sie einen Workshop halten können, wie sie eine Lerngruppe oder ein selbstständiges Projekt gestalten können. Projektbesuche wären natürlich auch spannend, aber eher als Tagesausflüge in vorher gemeinsam ausgewählte Projekte, Wohnen in den Projekten sollte nicht unbedingt notwendig sein und die Projekte müssen dafür mehr bekommen. Im Zweifelsfall in Form von Geld. Wichtig wäre ein gute Vorbereitung, gemeinsam mit den Jugendlichen, und ein festes und eingespieltes Team von Betreuern, das sich gut mit Lernprozessen auskennt und Reiseerfahrung mitbringt. Sowie eine gute Infrastruktur, die es ermöglicht, unabhängig zu sein von den Projekten, die man besucht. Es bräuchte auch mehr Geld, als wir hatten, damit man auch mal auf nen Campingplatz fahren kann oder eben Projekte bezahlen kann, wenn man schon nicht so viel mithilft, weil man mit sich selbst beschäftigt ist. Das kann entweder über die TeilnehmerInnen und/oder über Fördermittel aufgetrieben werde. Die Dauer der Reise sollte gesamt 2-3 Monate nicht überschreiten.
Die Größe der Gruppe ist an sich egal, je nachdem was für Infrastruktur und wieviel Betreuer man zur Verfügung hat
B) „skillsurfing“ als Lerngruppe
Hierbei handelt es sich um themenspezifisches Reisen als Gruppe, mit Besuch von Orten/Projekten, an denen man etwas über das Thema lernen kann. Die Leute sollten sich gut kennen, sich vorher gut vorbereiten, aufeinander einspielen, Pläne und Wünsche im Vorfeld abklären, und vorher gemeinsam entscheiden, welche Orte sie besuchen wollen. Für jeden Ort muss ausreichend Zeit angesetzt werden: bei einem halben Jahr Reisezeit wären das vielleicht 6-8 Orte mit längerem Aufenthalt und dann noch ein paar Tagesausflüge. Wenn man weniger lange bleibt, ist man so mit Reisen beschäftigt, dass man nicht mehr viel an den Orten lernt. Jeder Ort/jedes Projekt muss alle genug interessieren, dass sie sich vorstellen können, sich dort auch entsprechend einzubringen, denn wenn einzelne demotiviert sind und nicht mithelfen/-machen kommt es schnell zu Missverständnissen mit den Leuten vor Ort und das Verhalten Einzelner fällt oft auf die komplette Gruppe zurück. Die Gruppe sollte auch nicht zu groß sein, maximal 6 Personen. Während der Reisezeit sollten die TeilnehmerInnen möglichst wenig wechseln.
C) “skillsurfers nomad tribe“
Das ist eine Idee, die mit „skillsurfing“ eigentlich gar nicht so viel zu tun hat, sondern die mir einfach unterwegs gekommen ist – vielleicht ein Traum, den ich habe. Der Traum vom nomadischen Leben mit einer Gemeinschaft.
Das Konzept heisst: wir reisen, wir besuchen Projekte und helfen dort mit – für einige Jahre oder für immer. Und um das nicht alleine tun zu müssen (jahrelang alleine reisen ist nicht jedermanns/fraus Sache) machen wir das als „tribe“, als „Stamm“.
Mindestdauer die man an einem Ort bleiben sollte ist einige Monate oder besser ein halbes Jahr. Die Gruppe sollte nicht zu groß und nicht zu klein sein und eine Infrastruktur mitbringen, die es ihr ermöglicht im Zweifelsfall komplett unabhängig von den Projekten leben zu können wenn nötig – auch finanziell.
Die Gruppe sollte sich gut kennen und vertrauen und auch in schwierigen Situationen wirklich gut miteinander können, sonst kann so etwas nicht funktionieren.
Sie sollte wahrscheinlich eher aus unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen skills bestehen, so dass man wirklich als Gruppe an jedem Ort etwas passendes zu bieten hat.
Klare, langfristige Absprachen sind wichtig, um Leute die fest irgendwo wohnen (und denen oft der Bezug zum und das Verständnis für’s anstrengende, dynamische Nomadendasein, das einer andern Zeitlogik folgt, fehlt) nicht zu verprellen.
Das heisst: Das Ganze als reine Lernreise angehen geht nicht. Die Leute müssen schon spezielle Fähigkeiten mitbringen, die sie den Leuten in den Projekten anbieten können, und mit denen sie wenn nötig unterwegs auch Geld verdienen können.
Fähigkeiten, die Orte immer gut brauchen können wären zB praktische, handwerkliche Fähigkeiten, gute KöchInnen und Kinderbetreung, auch Mediationskenntnisse oder Fähikeiten zur Verbesserung von Organisation und Gruppendynamik sind an einigen Orten sicher gefragt.
Möglichkeiten auf Reisen Geld zu verdienen wären zB durch Verkauf von Produkten, aber auch Jobs, die sich von überall aus erledigen lassen, wie internetbasierte Arbeit: Design, Programmieren, Photografie, usw …