Asbach-Spaziergang 28.04.2012 - Bitte um Ergänzung

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„Bächle“ oder Stadtbäche – Spaziergänge I
Der Asbach
27.März 2012
Wir trafen uns vormittags am E-Werk und erlebten den Asbach an seiner Mündungssituation, eingemauert, von Farnen umgeben, in einer abgelegenen Ecke der Anlage als übelriechendes Gewässer. In einer höhlen-artigen Situation am vergitterten Ausgang lässt sich der unterirdische Verlauf erahnen, ein kalter Hauch dringt aus dem Schacht, pfeilgerade schießt das Wasser durch die gemauerte Betonrinne. Löchrige Röhren führen bei Regen Wasser zu, dem Geruch nach zu urteilen, kommen auch Abwässer. Verschiedenes Kartenmaterial von 1250 bis heute zeigt die unterschiedlichen Wassersituationen vor Ort, von den Verzweigungen des Asbaches bis zur Gestaltung der Ilm mit altem und neuem Mühlkanal.
Katrin berichtete von der Geschichte des E-Werks an sich, dem Gelände in seiner Überformung sowie die Geschichte der Ilm-Schwimmbäder. Heute kaum noch vorstellbar, dass einst Wettschwimmen in der Ilm veranstaltet wurden, ohne dass es zu Knie- und Ellenbogenabschürfungen kam. (Grund: Absenkung des Grundwasserspiegels) Wir sahen die Brache im hinteren Teil des E-Werks, verkrautet und teils vermüllt. Landschaftlich ansprechender war treppab und ebenso im Stillen, auf der anderen Seite der „Halbinsel E-Werk“ die Situation an der Mündung des Mühlkanals. Allerdings mit stehendem schwarzem Wasser, durch den fehlenden Nachlauf und die Plombierung des Turbinenhauses der Karlsmühle.
Weiter spazierten wir ziemlich exakt oberhalb des einbetonierten Asbachkanals in Richtung Atrium und daran vorbei zum Neuen Museum. Wir stellten uns die Zeit um 1860 vor, das natürliche Asbach-Tal mit seiner steil (bis zu 10 Metern ) abfallenden Böschung als nördliche, natürliche Grenze der Stadt und als Hindernis auf dem Weg zum neuen Bahnhof, mit der nach Süden hin anliegenden Jakobsvorstadt und den Menschen, die hier an den Quellen „Goldbrunnen“ und „Silberbrunnen“ ihr Trinkwasser holten.
Wir sensibilisierten uns weiter für die Zeit um 1880, für die Gestaltung des Tales mit Viadukt und die Verrohrung des Asbaches nach dem Bau des großherzoglichen Museums. Mit der Verrohrung wurde die Talsohle angehoben, der Wimaria-Brunnen errichtet und die zwei Quellen verschüttet. (Abb.)
60 Jahre stand vor dem Neuen Museum die Wimaria-Figur, bis sie 1936 von den Nazis entfernt wurde und seither verschollen ist. Dann geschah das brachiale Abreißen eines Großteiles der Jakobsvorstadt, eine Umlegung des Asbaches in einen neuen Kanal vorbei an den Baugründen des neu entstehenden Gau-Forums und die Nivellierung des gesamten Tales hin zu diesem heutigen unwirklichen Weimar-Platz, den man nicht betreten kann.
Bettina brachte im neuen Museum in Erfahrung, dass es dort (auf Höhe der Toiletten) einen brunnenartigen, vergitterten Schacht gibt. Er war früher mit Lichterketten beleuchtet, wodurch man den Asbach unten fließen sehen konnte. Seit Baumaßnahmen vor ca. zwei Jahren wurde dieser Teil verrohrt, wodurch nun nichts mehr zu sehen ist und auch der flache Brunnen auf dem Platz vor dem Museum und dem Landesverwaltungsamt, der von diesem Wasser gespeist wurde, trocken ist.
Immer wieder fiel auch auf, was es für Benennungsschwierigkeiten für diesen Ort gibt. Gau-Forum, Weimar-Platz, Landesverwaltungsamt. Keines geht ganz leicht über die Lippen.
Weiter wurde die Situation im Haus 2 des Amtes erklärt. Bei den kürzlich erfolgten Sanierungsarbeiten hat man Reste des altes Viadukts im Bereich Keller/Fundament gefunden und nimmt darauf gestalterisch Bezug mit einer nach einem alten Foto gelaserten Steinplatte in Richtung der ehem. Brücke (Fotos)
Es war für mich ein besonderer Moment mit den Frauen an diesem Platz nahe des ehemaligen Standortes der Wimaria zu sitzen und gemeinsam zu empfinden, was da passiert ist. Das Verschwinden der Figur, das Zukippen eines Goldbrunnens, eines Silberbrunnens usw.
Dies ist tatsächlich ein neuralgischer Punkt, der Aufmerksamkeit verdient.
Wir folgten weiter dem hier unterirdischen Lauf bis zu der Stelle am Schwanenseebad, wo der Bach wieder offen zutage tritt– an der Asbachstraße (Foto Lottezuleitung). Dieser Bereich mit einem sehr steil abfallenden Ufer ist vermüllt und Glasscherben gefährden die nackten Kinderfüße. Die Wassersitution ist wesentlich besser als am E-Werk, aber nicht gut oder gar besonders geeignet für Kinderaktivitäten. Das Spiel dort und eine spontane Glasscherbensammelaktion waren doch zukunftsweisend und machten Lust auf mehr.
Am Ende der Asbachstraße verschwindet der Flußlauf erneut unter dem Asphalt. Suse führte uns weiter über den Parkplatz zum Sportareal, das Gelände des Wimare Stadions (dort ist der Bach wieder zu sehen) war verschlossen. Wir gingen parallel auf der mittagsheißen Schwanseestraße bis zur Brücke und dem Eingang zur „Asbach-Sporthalle“ und folgten dann dem Flußlauf durch das Gelände einer Gartensparte. Hier konnte man den Bach angenehm plätschern hören, eine der schönsten Atmosphären während der Tour, mit sanfter Oberflächenmodulation links und rechts des Baches. Saftig grünes Gras und vereinzelt Bäume, wir misstrauisch beäugt von den Klein Gärtnern. (Fotos)
Am Ende war der Ausgang versperrt durch Zaun und die Berkaer-Bahn-Schienen, der Bach mündet wieder in enge, betonierte Kanalisation.
Also weiter entlang der Schwanseestraße, ein tristes „Guckloch“ im Gewerbegebiet, vorbei am Teegut und einigen Weimar-West-Wohnblocks zieht sich das Bachbett weiter durch die Gartenanlage „Am Asbachstau“ dahinter befindet sich ein Damm, dessen Zweck uns ob der schmächtigen Rinnsale ein wenig rätselhaft bleibt, durch eine Schleuse innerhalb dieses Damms fließt der Asbach.
Dahinter, im sogenannten „Paradies“ (Landschaftsschutzgebiet vor Weimar-West) hielten wir ausgiebig Mittagsruhe. Nun gings durchs Grüne, viele Weiden, verschiedene Zuflüsse, wesentlich angenehmer, etwa 10 Meter weiter wurde der Bachlauf wieder mäandrierend, sogar mit sandigem Boden.
Russische Familien veranstalten ein privates Grillfest, wir hieven den Kinderwagen durch versumpfte Bach-Zuläufe, die Kinder balancieren über einen umgestürzten Baum.
Immer wenn es ausreichende Verschattung, weitläufige Führung gibt und Möglichkeiten für den Bach bestehen zu mäandrieren (Widerstände, Inseln, Steine im Fluss), scheint sich der Bach kurz zu erholen. Dort wo ein bewegliches Fließen, ein natürliches Anstauen und Weiterströmen möglich war, kommt es zu Verwirbelungen, die die Vitalität dieses Gewässers erhöhen.
Weiter hinteren Bereich des Paradieses fließt der Bach durch ein Schotterbett, in der Bahnschienenunterführung ist er befestigt. Nun, bei und unter der Umgehungsstraße, die wie eine moderne Stadtmauer die blühende Landschaft durchschneidet, sinkt wieder die Qualität des Baches und das Erscheinungsbild wird trist. Zwar ist der Bach von Weiden begleitet, aber er ist auch begradigt, und wirkt eher wie ein Entwässerungsgraben. Die verrapste Landschaft (Vielfalt???) und eng angrenzende Felder lassen keine Möglichkeit des Mäandrierens und das durch Düngemittel verursachte Nährstoffüberangebot sieht man in der Algenbildung im Bachlauf. Zusätzlich landet eine Menge Müll im Gewässer.
Südlich von Gaberndorf ist die Landschaft ein wenig abwechslungsreicher und hohe Pappeln und sanfte Hügel bestimmen das Bild. In Gaberndorf umfließt der Asbach im rechten Winkel den Fußballplatz (heute spielte Fortuna Hopfgarten gegen S V Gaberndorf 1952 und in der Klause „Lattenknaller“ gibt’s Himbeerbrause und Bundesliga). Nur noch ein kurzes Stück ist es von da bis Daasdorf am Berge.
Am Beginn der Einfamilienhaussiedlung Daasdorf tritt Wasser aus einer weiteren Verrohrung. Es fließt hier in einen, im Umkippen befindlichen, modrigen Tümpel, aus dem der Bach dann weiterläuft.
Hier– im eigentlichen Quellgebiet – ist nur zu vermuten, dass eine Schilfstelle am Ortsausgang von Daasdorf in Richtung Ottstedt den tatsächlichen Quell-Ort markiert. So wurde es zumindest bei einer früheren Begehung von Anwohnern beschrieben. Unter Daasdorf sind der Bach bzw. seine Zuflüsse unterirdisch kanalisiert.
Da die „Quelle“ schon im März trocken war, vermieden wir am Samstag auch wegen Erschöpfung und der großen Hitze den Weg hinauf. Wir blieben eine Weile in der Ortsmitte am Waid-Mahlstein (der eine Mühle vermuten lässt), Feuerlöschteich und Brunnen, bevor wir zur Busstation liefen.
Insgesamt war die Tour sehr heiß und trocken. Wir erlebten diesen Bach ganz kurz irgendwo ganz schön und vital, aber dann wieder überwiegend traurig und malträtiert, aus der natürlichen Ordnung gekommen. Selten war die Aufenthaltsqualität gut und schien Kinderspiel am Bach möglich.
Es sollte die Wahrnehmung geöffnet werden für diesen Bach. Die Geschichte konnte erzählt werden und gelegentlich sind einige Hoffnungsblitze aufgetaucht, dass man eigentlich in jedem Moment dem Bach ein Stück helfen könnte, in einer vitaleren Form zu fließen und ihm helfen, sich damit auch ein Stück selbst zu regenerieren. Ein Ansatzpunkt liegt in der Gestaltung des Umfeldes des Baches, um die Selbstreinigungskräfte anzuregen. Eine andere Idee kam von Jörg, auch eine Patenschaft für das Gewässer einzurichten. Weitere Ideen sind beim letzten Stammtisch zusammengekommen:
- Bilder von schönen Orten zu veröffentlichen (Kleingartensparte)
- Schilder im Stadtraum wie im Straßenverkehr, wenn man den Fluß (unterirdisch oder nicht) überquert
- Weitere Forschung: Welche Orte können geöffnet werden (Bsp. Bereich Neues Bauhausmuseum) oder an welchen Orten kann etwas symbolisches drauf hinweisen
4.5.2012 Manu + Alex

Im Anschluß eine Geschichte

Der Regenmacher

In einem chinesischen Dorf hat es lange nicht geregnet. Das Dorf steht vor einer Hungersnot. In der letzten Minute schickt man zum großen Regenmacher. Er kommt und sagt zu den Leuten: “Geht ab morgen wieder zu eurer Arbeit, gebt mir Wasser und Brot für fünf Tage, gebt mir eine Hütte am Dorfrand.”

Am vierten Tag regnete es in Strömen. Die Leute kommen von den Feldern, aus den Häusern und ziehen zur Hütte des Regenmachers. Sie freuen sich und jubeln ihm zu. Sie fragen ihn: “Wie hast Du das nur gemacht? Wie macht man denn Regen?” Der Regenmacher sagt: “Ich kann keinen Regen machen! – “Aber es regnet doch”, sagten die Leute.

“Ja”, sagte er, “als ich in Euer Dorf kam, sah ich die ganze äußere und innere Unordnung. Ihr habt mich angesteckt. So ging ich in die Hütte und habe mich selbst in Ordnung gebracht. Und als ich in Ordnung war, da kamt auch Ihr in Ordnung. Und als Ihr in Ordnung wart, kam auch die Natur in Ordnung. Und als die Natur in Ordnung war, da begann es zu regnen.”