Abschlussrunde

Zu Beginn der Abschlussrunde wurden zunächst wichtige Ergebnisse aus den einzelnen AGs zusammengetragen:

In der AG Medien wurde deutlich, dass einem szeneinternen Kommunikationsmittel eine wesentliche Bedeutung beigemessen wird. Hierüber sei eine dauerhafte Auseinandersetzung erwünscht, in der zunächst die noch offenen Fragen nach der Zielgruppe und der strukturellen und inhaltlichen Ausrichtung diskutiert werden sollten. Ob der internen Diskussion oder der Schaffung von Gegenöffentlichkeit die größere Bedeutung beigemessen werden solle, konnte in der Diskussion nicht abschließend geklärt werden. Beides sei nötig, jedoch war in diesem Rahmen keine konkrete Festlegung möglich. Zu beachten sei auch, dass sich eigene Medien stets im Wechselspiel mit Mainstreammedien befänden.

Zum Thema Organisierung wurde eine kontinuierliche Debatte erwünscht. Diese könne auf der AVV fortgeführt werden, ergänzend seien weitere MR-Veranstaltungen im halb- bis ganzjährigen Rhythmus wünschenswert, da diese mehr Raum für ausführlichen Austausch und persönliches Kennenlernen böten. In der AG wurde eine Struktur wie die AVV vom Großteil der Teilehmer_innen als wichtige Voraussetzung für Organisierungsprozesse und gruppenübergreifende Diskussionen linksradikaler Strategien und Grundsätze bewertet. Langfristig sei es wünschenswert, die Organisierungsdebatte, z.B.das Konzept von AVV, über den lokalen Rahmen in überregionale Zusammenhänge zu tragen. In diesem Zusammenhang fanden die VVs in Hamburg und Hannover Erwähnung. Es wurde vorgeschlagen für die Bremer AVV einen Briefkasten einzurichten, um einen anonymen Kontakt zu ermöglichen.

In der Diskussion um Repression, deren Folgen und Umgangsweisen wurde die These aufgestellt, dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Repression, Burnout, Trauma und Vereinzelung gebe. Für den Umgang mit Repression wurde kollektive Prävention als wesentlicher Lösungsansatz benannt. Zugleich kam es zu der Feststellung, dass es hierzu an ausreichenden Kommunikationsstrukturen mangele. Allerdings gebe es Bestrebungen, eine kontinuierliche Auseinandersetzung zu der Thematik Trauma-Burnout innerhalb einer Gruppe zu führen. Die entstehende Gruppe könne auf Materialien der Out of Action Gruppe Berlin zurückgreifen, darunter die Protokolle der Veranstaltungsreihe zum Thema Trauma. Am verbreiteten Umgang mit Antirepressionsarbeit wurde kritisiert, dass diese häufig allein den Antirepressionsgruppen überlassen bliebe, anstatt diese als selbstverständlichen Teil der eigenen Aktivität zu begreifen und z.B. frühzeitig bei Aktionsplanungen mit einzubeziehen.

In der Interventionsdiskussion spielte die Auseinandersetzung mit dem Thema Militanz eine wichtig Rolle. Für militante Interventionen sei es relevant, die Momente zu erkennen, in denen militante Politikansätze Bewegung herstellen können. Hierbei sei es besonders wichtig, sich nicht permanent sehenden Auges in Situationen zu begeben, in denen mensch einer schier übermächtigen Polizeimacht gegenüberstehe. Unabhängig von der eigenen Wahl der Mittel sei es erstrebenswert, sich mit dem bestehenden szeneinternen Militanzdiskurs auseinanderzusetzen. Über öffentliche Foren sei die Militanzdebatte schwer zu führen, weshalb zu diesem Zweck ein toter Briefkasten mit angeschlossenem Zeitungsprojekt vorgeschlagen wurde. Auch direct action newsblogs/newsletter seien cool. Auf diesem Wege könne auch ein Austausch zwischen konspirativen und offenen linksradikalen Strukturen stattfinden. Es wurde die These aufgestellt, dass auch Mainstreammedien für ihre Berichterstattung zuweilen auf solche Quellen zurückgriffen. Es gab Gegenreden zu einer als sehr verbreitetet wahrgenommenen Ablehnung gegenüber vermeintlich unpolitischen Riots und Kräften, die nicht aus einem linksradikalen Kontext heraus handeln (z.B. beim 1. Mai Berlin). Es gab die These, dass diese Situationen geeignet seien, um politische Inhalte an beteiligte Menschen heranzutragen, die ihrer legitimen Wut Ausdruck verliehen. Auch hier wurde das Spannungsfeld zwischen Öffenlichkeit/Öffnung und Schutz vor drohender Repression aufgemacht. Auch wurde darauf hingewiesen, dass im Zusammenhang mit Debatten zu Revolten die Zeit davor und danach ebenfalls mitzudenken sei, z.B. hinsichtlich Repression.

Der allgemeine Rückblick auf das MR-Wochenende fiel überwiegend positiv aus – der Austausch des Wochenendes wurde als Teil eines Prozesses betrachtet und weitere Zusammenkünfte dieser Art für wünschenswert erachtet. Während der Umgang miteinander einerseits als sehr angenehm hervorgehoben wurde, gab es andererseits Kritik an der fehlenden inhaltlichen Trennschärfe. Ein solidarischer Umgang auch in inhaltlichen Konflikten sei wünschenswert und notwendig. Andererseits dürfe er nicht dazu führen, dass inhaltliche Differenzen nicht ausdiskutiert würden. Insgesamt sei es wichtig, dass eine gemeinsame Streitkultur erarbeitet und gelebt würde und klare Standpunkte zu verschiedenen Themen vertreten würden. Trotzdem sei es auch wichtig, die Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Kämpfen zu erkennen.

Die Ergebnisse des Wochenendes sollten auf der MR-Webseite- und in einem Reader veröffentlicht werden.